Arbeitslosigkeit hat viele Ursachen. Globalisierung, Lohndumping, unzureichende Qualifikation, Altersrassismus, etc. (siehe unten) sind die großen Themen – und gegenwärtig sicherlich medienwirksam. Die Hauptursache der Arbeitslosigkeit wird von den etablierten Parteien und den meisten Experten allerdings vollkommen ignoriert: Der langfristig totale Verlust menschlicher Erwerbsarbeit durch Automation.
Punkt 1.3.2. erläutert, warum die ewigen Produktivitätssteigerungen, die die etablierten Parteien und Experten für die Hauptlösung halten, das Hauptproblem sind. Die Automation ist das mächtigste Werkzeug zur endlosen Wegrationalisierung menschlicher Arbeitskraft. So mächtig, daß selbst chinesische 60-Cent-Arbeiter auf Dauer keine Chance haben. Die Zeit arbeitet gegen sämtliche Arbeitnehmer. Darauf müssen sich alle Nationen vorbereiten. Den vielleicht bemerkenswertesten Beitrag zu diesem Thema schrieb Jeremy Rifkin: „Arbeit des Menschen ohne Zukunft“ (SZ 23.12.2003). Eine Pflichtlektüre für jeden schlafenden Arbeitsmarktpolitiker – weltweit. Rifkin beendet seine Analyse mit der Feststellung, daß der Fortschritt an der Erreichung eines seiner Hauptziele scheitert: menschliche (körperliche und geistige) Arbeitskraft und damit verbundene Lohnkosten überflüssig zu machen.
Wir haben den mächtigsten Gegner, den man sich vorstellen kann – uns selbst. Unser angeborener Drang nach Fortschritt und Profiten führt zwangsläufig zu immer technisierteren Prozessen – nicht nur in der Produktion, sondern auch in Dienstleistung und Handel. Was machbar ist, wird gemacht, sofern es nur profitabler ist. Es stellt sich also die Frage: Wie können wir die Existenz unserer Kinder und Enkel sichern?
Angesichts der massiven Verlagerung von Industriearbeitsplätzen war oberflächlich betrachtet zu erwarten, daß vor allem in China ein Beschäftigungsboom ohnegleichen stattfinden müsse. Fakt ist aber, daß zwar von 1997 bis 2004 in Deutschland 8% aller Industriejobs verloren gingen, in China (von 1995 bis 2001) jedoch sogar 15% aller Arbeiter auf die Straße gesetzt wurden. Die alte Lehrbuchweisheit, daß Produktivitätssteigerung zwar Jobs vernichtet, aber gleichzeitig an anderer Stelle neue, anspruchsvollere schafft, ist zwar qualitativ richtig, aber quantitativ falsch, denn per Saldo werden weltweit seit Jahren mehr Arbeitsplätze wegrationalisiert als neue geschaffen. Während die weltweite Industrieproduktion von 1995 bis 2002 um 30% stieg, wurden 11% aller Industriearbeitsplätze vernichtet. Im Jahr 2003 waren 9 Arbeiter so produktiv wie 10 Arbeiter nur 2 (!) Jahre zuvor. 1991 war für 45% aller Deutschen Erwerbsarbeit die wichtigste Einkommensquelle. Bereits 2002 waren es nur noch 40% (Statistisches Bundesamt, 15.10.2003). 2005 ernährten lt. IAB nur noch rd. 32% Erwerbstätige die übrigen 68% der Bevölkerung.
Dies ist nur eine kleine Momentaufnahme eines nicht zu leugnenden Abwärtstrends, der systembedingt erst enden kann, sobald (so gut wie) alle Arbeitsplätze automatisiert und wegrationalisiert sind. Technisch werden wir voraussichtlich spätestens zum Ende des 21. Jahrhunderts so weit sein, daß nur noch 2-3% aller Menschen durch Wartung und Entwicklung Arbeit finden. Der Rest muß (hochgradig frustriert) zuschauen. Nehmen wir an, es seien immerhin 5% der Bevölkerung, die noch Erwerbsarbeit haben. Wie soll 1 Mensch 19 andere Menschen ernähren? Mit 2.000% Arbeitslosenversicherung und 2.000% Rentenversicherung? Das Zeitalter der Massenbeschäftigung ist Geschichte und befindet sich in Abwicklung. Kein Mensch kann von dem existieren, was Maschinen/Roboter/Computer und Software kosten. Über Wettbewerbsfähigkeit brauchen wir uns also keine Gedanken zu machen. Das ist in die falsche Richtung gedacht.
Liegt die Zukunft also in Dienstleistungen? Auch hier muß man sich von Illusionen verabschieden. Roboter mit übermenschlicher Feinmotorik, gigantischem Speicherplatz und übermenschlicher Intelligenz werden jede noch so komplizierte Art von Dienstleistung erbringen können. Roboter „Asimo“ von Honda begleitete Japans Premierminister Koizumi am 22.08.2003 auf seinen Staatsbesuch nach Prag, servierte Getränke und sprach dabei fließend tschechisch. Die heute noch belustigt zur Kenntnis genommenen humanoiden Roboter wie „Qrio“ von Sony (www.sony.net/SonyInfo/QRIO/top_nf.html) oder „Hoap-2“ von Fujitsu sind Prototypen der Zukunft. Qrio war der erste Roboter, der rennen konnte, also beim Laufen keinen permanenten Bodenkontakt mehr benötigte. Qrio kann Stimmen und Gesichter unterscheiden, räumlich hören und sehen, zehntausende Worte per Spracherkennung erkennen und sinnvoll antworten. Er kann Treppen steigen, über kippende und unebene Flächen laufen, Bälle schießen und werfen. Wird er geschubst, versucht er wie ein Mensch, den Sturz mit reflexartiger Geschwindigkeit durch Ausgleichsbewegungen zu verhindern. Ist der Schubs zu stark, rollt er sich schützend ab, um dann wieder aufzustehen. Scheinbar banal, aber feinmotorisch ein gigantischer Fortschritt. Weil das – vor allem bedingt durch einen noch zu hohen Preis – noch nicht zu einem kommerziellen Erfolg genügte, beschloß Sony im Januar 2006, Qrio durch Nachfolgemodelle zu ersetzen, die vor allem eine wesentlich leistungsfähigere künstliche Intelligenz erhalten. Auch auf dem Gebiet der Prothetik ist der Fortschritt beeindruckend. Der Light Weight Robot II – eine Nachbildung des menschlichen Unterarms, entwickelt vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt – kann seine Fingergelenke wie ein Mensch bewegen und sogar Tennisbälle aus der Luft fangen. Und dies alles ist nur ein kleiner Ausschnitt der technischen Möglichkeiten der Gegenwart.
Erinnern Sie sich an den Stand der Technik vor 40 Jahren? Computer, die große Räume füllten, waren das Maß aller Dinge. So viel Rechenleistung übertrifft heute ein Taschenrechner. Es gab nur Schwarzweißfernsehen. 3 TV-Programme mit Programmansagern. Keine PCs. Kein Internet-Versandhandel. Keine Textverarbeitungsprogramme. Keine Datenbanken. Keine Warenwirtschaftssoftware. Keine automatisierten Hochregallager. Keine Selbstbedienung an Tankstellen. Keine Waschstraßen. Keine schwimmenden Fischfangfabriken. Keine Lackierroboter. Keine Call Center. Keine Geldautomaten. Kein Home Banking. Keine Scannerkassen. Keine Schweißroboter. Keine Brotbackautomaten. Keine Fahrkartenautomaten. Keine Pfandrücknahmeautomaten. Keine Roboter, die (wie heute schon in Japan, siehe unten) vollautomatisch Häuser bauen, etc. Und was defekt/verschlissen war, wurde repariert statt weggeworfen.
Das ist alles bequem und erfreulich. Niemand will das Rad der Zeit zurückdrehen und all die automatisierten Dinge wieder von Hand erledigen müssen. Aber was geschieht dabei mit dem Arbeitsvolumen, das nötig wäre, um allen Menschen Arbeitsplätze zu bieten? Es schwindet. Und es schwindet immer weiter.
Stellen Sie sich nun die Arbeitswelt in 30-40 Jahren vor, wenn Computer, Mechanik, Sensorik, Software, künstliche Intelligenz, etc. weiterhin solche Fortschritte machen. Es ist nur eine Frage der Zeit. Maschinen werden immer komplexere Vorgänge bewältigen und selbstverständlich auch Dienstleistungen erbringen können, die ihnen heute nur Fachleute zutrauen. Setzen Sie doch mal eine Grenze, ab der es heißt: „Das wird ein Roboter niemals können.“ Reproduktion? Im Mai 2005 stellte die Cornell University eine einfache Maschine vor, die eine Kopie seiner selbst nachbauen kann. Die Reproduktion von Maschinen ist technisch also bereits machbar. Motorrad fahren? Fühlen? Denken? Kreativität? Kunst? Alte Menschen pflegen? Ist alles schon längst in der Entwicklung. Roboter „Leonardo“ vom Media Lab des Massachusetts Institute for Technology (MIT) kann menschliche Emotionen nicht nur erkennen, sondern sogar eigenständig die Illusion menschlichen Verhaltens erzeugen. Bei seiner Lernfähigkeit unterstützt „Leonardo“ eine Programmierung, die auf Kinderpsychologie beruht. Selbst seine Entwickler reagieren – obwohl sie die Illusion selbst geschaffen haben – auf „Leonardo“, als ob er ein menschliches Wesen wäre. Robotikprofessor Hiroshi Ishiguro von der Universität Osaka stellte 2005 die Androidenstudie „Repliee Q1“ vor, deren täuschend echtes Gesicht seine Mimik auf Lid- und Lippenbewegungen beschränken muß, weil es auf Menschen zu unheimlich wirkt, „wenn ein Roboter zu echt aussieht“. Technisch möglich ist diese Illusion jedenfalls weitgehend (Philip Wolff: „Die schöne Roboterin“, SZ 29.07.2005). Die japanische Firma Kokoro stellte auf der Expo 2005 in Japan „Actriods“ vor – androide Roboter, die sich u.a. mit 40.000 Phrasen unterhalten können (und damit bereits viele Menschen übertreffen). Das besondere an Actroids: Sie sehen Menschen so ähnlich, daß man den Unterschied kaum bemerkt (Philip Wolff: „Willkommen bei den unechten Fräuleins“, SZ 24.03.2005). Fernziele sind Androiden wie „David“ aus Steven Spielberg’s Film „A.I.“ (Artificial Intelligence). Wie in dieser modernen „Pinocchio“-Adaption werden Roboter zum Krankenpfleger-, Haustier-, Kinder- und sogar Partnerersatz. Anspruchslos, stets freundlich und sympathisch, immer motiviert, ohne Freizeit, niemals müde, fast beliebig kräftig, an menschliche „Herren“ entweder individuell oder universell angepaßt, lernfähig, je nach Bedarf gering bis hoch gebildet, äußerlich attraktiv/niedlich, und, und, und. Der Film „I, Robot“ nimmt ebenfalls (wenn auch recht unrealistisch visualisiert) konzeptionell vieles vorweg, was früher oder später zwangsläufig kommen muß.
Sobald (nicht notwendigerweise androide) computerisierte Roboter menschliche Leistungen kostengünstiger erbringen, ist auch der Dienstleistungssektor menschenfrei. Das glauben Sie nicht? Nehmen wir etwas möglichst Anspruchsvolles. Forschung gilt als letzte Bastion menschlicher Arbeitskraft. Aber selbst Forscher sind ersetzbar, Schritt für Schritt. Was benötigt man dazu? Der Roboter müsste wissenschaftlich arbeiten können. Er müsste beobachten, Informationen verarbeiten, Hypothesen aufstellen, Experimente durchführen und Ergebnisse auswerten. Das halten Sie für Science Fiction? Auch da muß ich Sie im wahrsten Sinne des Wortes enttäuschen. So weit ist die University of Wales bereits (Michael Lang: „Das Robolabor“, SZ 24.02.2004 sowie Nature, Bd. 427/2004, S. 247). Ein mit Computern vernetzter Pipettierroboter ist in der Lage, sich auf Basis gespeicherter biochemischer Informationen Strategien „auszudenken“, um Enzyme zu identifizieren, die an einem bestimmten Stoffwechsel aromatischer Aminosäuren beteiligt sind. Also wahrlich kein Kinderkram. Der Forschungsroboter – der ja erst ein Prototyp ist – „meisterte die Aufgabe genauso gut und schnell wie die besten Wissenschaftler einer Vergleichsgruppe“.
Man kombiniere den walisischen Forschungsroboter z.B. mit der Software „Iridescent“, die mühelos sämtliche 13 Mio. wissenschaftlichen Artikel aus weltweit über 4.600 Fachzeitschriften sichten und ein Beziehungsmuster herstellen kann. Für Menschen ist das weder zeitlich machbar noch gezielt und vollständig im Gehirn speicherbar – geschweigedenn zu verarbeiten. Und schließlich füge man noch „Olivanova Model Execution“ (OME) hinzu, eine Software, die selbständig (!) Computerprogramme schreiben kann (entwickelt von der Polytechnischen Universität Valencia). OME kann (lt. Michael Lang) eine beliebige Problemstellung ohne menschliche Hilfe in ein lauffähiges Programm umsetzen. Joachim Fischer vom Softwarevertreiber „Care Deutschland“ meint, daß OME nicht nur die Programmierarbeit eines Jahres auf einen Monat reduzieren kann, sondern zusätzlich die Zahl der Programmierfehler auf ein Fünfzehntel senkt. Damit sind auch die billigsten indischen Programmierer früher oder später arbeitslos.
Und wie geht es weiter? Man füge noch eine künstliche Intelligenz bzw. neuronale Netze hinzu (http://de.wikipedia.org/wiki/Neuronale_Netze), Null Urlaubsanspruch, Null Pausen, Null Gehalt, Null Bedarf an Arbeitssicherheit, Null Ermüdung, usw. Jedem intelligenten Menschen sollte klar sein, daß es keine allzu ferne Zukunft sein wird, bis Computerroboter jeden Arbeitsplatz verdrängen können (kleiner Vorgeschmack: www.kuka.com/germany/de/solutions/solutions_search/). Nach heutigem Stand der Technik könnten lt. Prof. Thomas Bock und Dipl.-Ing Klaus Kreupl von der TU München „Roboter 80% der Arbeiten übernehmen, die beim Ausbau eines Gebäudes anfallen“. Das Bauhandwerk wird durch eine Bauindustrie ersetzt (Stefan Schmitt: „Heinzelmännchen auf Ketten“, SZ 03.12.2002). Japanische Baukonzerne sind hier am weitesten und verdrängen mit teuren, aber effizienten Baurobotern sogar philippinische und malaysische Billigarbeiter. Computergesteuerte Kräne und Schweißroboter bauen schon seit Anfang der 90er-Jahre Wolkenkratzer incl. Innenausbau. Immer mehr japanische Einfamilienhäuser werden bereits heute in fast vollständig automatisierten Fabriken je nach Kundenwunsch aus 350.000 Elementen montiert, auf Sattelschlepper verladen und auf dem Kundengrundstück nur noch aufgestellt. Während 2004 in Deutschland „nur“ 110 Industrieroboter auf 1.000 Beschäftigte kamen, waren es in Japan 160. Wer die Trends für die Zukunft der Arbeitswelt sucht, sollte sich in Japan umschauen.
Heute bereits vorhandene Rasenmäher-, Bodenreinigungs- und Wachroboter sind nur ein Anfang. Handwerksroboter werden eigenständig Fliesen legen, Dachrinnen austauschen, Kurzschlüsse identifizieren/beseitigen und verstopfte Leitungen reinigen. Sämtliche Reparaturarbeiten sind vollständig automatisierbar. Schlosserroboter, Malerroboter, Dachdeckerroboter etc. werden mittels Spracherkennungssystem den Wunsch des Kunden erfassen, eigenständig technische Probleme analysieren, Werkzeuge und Material beschaffen, die Arbeiten mit übermenschlicher Geschicklichkeit und Geschwindigkeit vollziehen und anschließend den Rechnungsbetrag vom Konto des Kunden abbuchen. Das gesamte Handwerk wird voll automatisiert. Was bleibt? Schreibtischjobs? Auch hier sind langfristig mindestens 95% durch immer intelligentere Software ersetzbar. Computer werden kaufmännische Entscheidungen treffen. Die heute bereits vorhandenen Business-to-Business-Plattformen befinden sich bereits auf dem Weg zur Vollautomation von Einkauf, Verkauf und Logistik. Ohne menschlichen Kontakt, ohne Korruptionsanfälligkeit, immer informiert über das günstigste Preis-/Leistungsverhältnis und das optimale Dispositionstiming. Damit sind kaufmännische Mitarbeiter überflüssig. Computerroboter werden sämtliche Produkte entwickeln, verkaufen und reparieren können. Sie werden Altenpfleger ersetzen, Taxi fahren, Haare schneiden – einfach alles. Kostengünstiger, schneller und präziser. Es gibt keinen Arbeitsplatz mehr, bei dem ein Mensch auch nur ansatzweise konkurrenzfähig ist. Wahrscheinlich werden interaktive „Actroids“ (pädagogisch und fachlich optimal geschult) auch Lehrer ersetzen. Fragt sich nur, wozu Schüler noch irgendetwas lernen sollen.
Das Automatisierungsproblem läßt sich auf eine einzige Frage reduzieren. Ab wann ist das technisch Machbare kostengünstiger als menschliche Arbeitskraft? Als Referenzwert für die Kostenfrage dient das Bruttogehalt incl. arbeitgeberseitiger Lohnnebenkosten eines Menschen. Unterstellen wir (zu Ungunsten der Automation) den wahrscheinlichsten Fall, daß die Weltwirtschaft den eingeschlagenen Weg des globalen Lohnkostenwettkampfs weiter geht. Wo landen dann die Gesamtlohnkosten eines Arbeitnehmers? Angenommen, ein deutscher Angestellter/Arbeiter/Handwerker/Verkäufer/etc. verdient künftig jährlich nur noch 10.000 € brutto. Dann kostet er seinen Arbeitgeber jährlich 12.130 € – also immer noch rd. das 3-fache eines ebenso qualifizierten/produktiven Osteuropäers und mehr als das 15-fache eines Asiaten. Von 12.130 € Jahresbruttokosten kommen beim Arbeitnehmer im heutigen System abzüglich Lohnnebenkosten und Steuern aber (lt. Gehaltsrechner der SZ) monatlich nur 656 € an. Davon kann man nicht existieren, geschweigedenn eine Familie ernähren. Bei einem Roboter sieht die Rechnung anders aus. Angenommen, ein Roboter, der technisch in der Lage ist, einen menschlichen Arbeitnehmer zu ersetzen, kostet soviel wie ein moderner Mittelklasse-PKW, also 40.000 €. Hinzu kommen jährlich 4.000 € Betriebskosten. Bei einer Nutzungsdauer von nur 5 Jahren liegen die Jahresgesamtkosten des Roboters bereits unter dem o.g. 10.000 €-Armuts-Arbeitnehmer. Für den Arbeitgeber, der unter ökonomischen Sachzwängen steht, stellt sich nun die Frage: „Mensch oder Maschine“? In Anbetracht der weiteren Kosten- und Qualitätsvorteile des Roboters (24-Stunden-Arbeitstag, Null Urlaub, kein Krankheitsausfall, kein Kündigungsschutz, keine Ermüdung, weit höhere Präzision, weit geringere Fehlerquote, etc.) hat der Mensch keine Chance. Verdient ein Mensch nicht (wie im obigen Beispiel) 10.000 €, sondern (wie der bundesdeutsche Durchschnittsangestellte 2004) jährlich 34.020 € brutto (= monatlich 1.655 € netto), kostet er seinen Arbeitgeber incl. Lohnnebenkosten jährlich 41.266 €. Ein Roboter, der einen heutigen Durchschnittsverdiener ersetzt, ist dann bereits (bei 5-jähriger Nutzung und jährlich 4.000 € Betriebskosten) für einen Kaufpreis von 186.332 € wirtschaftlicher. Rechnet man die sonstigen Kostenvorteile des Roboters mit ein, ist heute ein Roboter für 250.000-300.000 € für den Arbeitgeber kostengünstiger als ein menschlicher Arbeitnehmer. Die Nachfrage seitens der Arbeitgeber ist heute also bereits recht groß.
Welche Technik kann die Automationsindustrie in 30 Jahren für 250.000 € anbieten? Zweifellos weit mehr als heutige Modelle/Prototypen andeuten. Der Druck der Automation auf Arbeitsplätze wird noch zwingender, wenn man den Markt aus Sicht der Automationsindustrie betrachtet. Die 2004 noch vorhandenen 23,7 Mio. Vollzeitstellen, dividiert durch 5 Jahre Roboter-Lebensdauer und multipliziert mit 250.000 € pro Roboter bedeuten einen Umsatz von 1.185.000.000.000 (1,185 Billionen) €. Und zwar jährlich. Und zwar nur in Deutschland. Der Weltmarkt für die menschenersetzende Automation liegt jährlich bei weit über 10 Billionen €. Die Automationsindustrie hat folglich eine kaum zu überbietende Motivation, jeden einzelnen menschlichen Arbeitsplatz so schnell wie möglich wegzuautomatisieren. Dabei zerstört sie allerdings die Kaufkraft der Endkunden vollständig – und indirekt sich selbst. Die drei konkreten Fragen lauten dabei:
- Ab wann ist der Stand der Technik so weit?
- Ab wann kostet ein dem menschlichen Arbeitnehmer ökonomisch überlegener Roboter 250.000 € oder gar 40.000 €?
- Wann ist der Zeitpunkt erreicht, an dem unsere Wirtschaft und Gesellschaft zusammenbrechen, weil zu viele Endkunden pleite sind und Maschinen keine Maschinen kaufen?
Was dann? Antworten die etablierten Parteien mit 1-Cent-Jobs und schuldenfinanzierten staatlichen Lohnzuschüssen? Die Vollautomation wird nur deshalb nicht kommen, weil die Automationsindustrie (quasi als Spitze der ökonomischen Nahrungskette) vorher ihre eigene Grundlage zerstört – die Kaufkraft der Arbeitnehmer/Endkunden. Kaufkraft ist die Grundlage der „Nahrungskette“, und Maschinen kaufen nichts.
Ein Beispiel: Der Industrieroboter-Hersteller IWKA/KUKA (www.kuka.com/germany/de/products/) lebt vor allem von Aufträgen der Automobilindustrie. Die Automobilindustrie erzielt jedoch aufgrund der sinkenden Kaufkraft der Arbeitnehmer/Endkunden immer weniger Margen. Für Investitionen in neue und rationellere Roboter fehlen die Umsätze/Gewinne. Infolgedessen kann die Automationsindustrie weniger neue Roboter verkaufen. Die sinkende Kaufkraft der potentiellen Autokäufer schlug im ersten Halbjahr 2005 mit 48% Umsatzrückgang auf die Robotersparte von IWKA/KUKA durch. Die Lösung des Problems kann also auch für die Automationsindustrie nur in der Kaufkraftsteigerung der Endkunden liegen. Die Punkte 2.2.3. und 3.4. zeigen, wie man gleichzeitig Vollbeschäftigung und Vollautomation erreichen und finanzieren kann. Punkt 2.3. erläutert, unter welchen Umständen Vollautomation sinnvoll ist.